Raus aus fossilem Gas in der Stadt. Was sind die Alternativen?
Rund 840.000 Gasheizungen, 500.000 Ölheizungen und 80.000 Heizungen mit Koks bzw. Kohle sind Österreichweit noch in Betrieb. Heizsysteme mit fossilen Energieträgern sind nicht nur teuer und veraltet, sondern auch schlecht fürs Klima. Daher sieht das aktuelle Regierungsprogramm einen schrittweisen Stufenplan vor, um 2040 die vollkommene Klimaneutralität zu erreichen. Auch bei unseren Kunden von LIM-MANAGEMENT wird dieses Thema immer lauter. Nicht nur, wenn das aktuelle Heizsystem einer Liegenschaft ein Gebrechen aufweist. Die Eigentümer machen sich generell mehr und mehr Gedanken, welche klimafreundlichen Alternativen es gibt, was diese kosten bzw. ob es eventuell auch Förderungen gibt. Laut Regierungsübereinkommen soll ein Stufenplan mit gesetzlichen Grundlagen zum Ersatz von Öl, Kohle- und Koksheizungen in der Raumwärme mit folgenden Etappen erstellt werden:
- bereits in Kraft ist das Ölheizungsverbot für den Neubau (ab 1.1.2020)
- ab 2022 muss bei einem Heizungstausch eine Ölheizung durch eine klimafreundliche Alternative ersetzt werden
- ab 2025 sollen Ölheizungen sukzessive ausgetauscht werden, beginnend mit den ältesten Anlagen
- bis 2035 sind sämtliche Ölheizungen stillzulegen
- bis 2040 soll die gesamte Wärmeversorgung dekarbonisiert sein (also auch keine Gasheizungen mehr)
Was sind nun die Alternativen zu fossilem Gas in Städten?
Manch eine Alternative, die bei Ein- bzw. Zweifamilienhäusern gut funktioniert und sich in der Praxis auch schon etabliert hat, wie etwa Wärmepumpen bzw. Photovoltaik-Anlagen etc. sind für Städte nur beschränkt anwendbar.
In Zinshäusern bzw. Mehrparteienhäusern ist meist wenig Platz für die Lagerung der Biomasse bzw. auch für die Anlieferung mit dem LKW. Heizen mit Biomasse stellt somit die kostengünstigste Variante dar, ist aber leider in Städten nur selten möglich. Grundwasserwärmepumpen sind in Städten, wo Grundwasser genutzt werden kann, eine einfache und ebenso kostengünstige Heizform. Hingegen sind Luftwärmepumpen bei niedrigen Temperaturen nicht mehr effizient und benötigen genau dann viel Strom, wenn bereits ein sehr hoher Strombedarf besteht. Auch die Lärmentwicklung der Lüfter, die an den Außenfassaden der Gebäude angebracht werden, können im städtischen Gebiet schnell zu einem Problem werden. Wärmepumpenheizungen sind in der Anschaffung zwar teurer als Erdgasheizungen, doch durch den niedrigen Energieverbrauch sind sie langfristig gesehen günstiger. Es braucht jedoch gewisse Voraussetzungen für die Installation einer solchen Heizanlage. So müssen z.B. Wärmesteigleitungen zu den Wohnungen vorhanden sein oder geschaffen werden und die Wärmeabgabesysteme in den Wohnungen müssen eine niedrige Vorlauftemperatur vorweisen (ca. zwischen 45 und 50 Grad Celsius). Falls weder eine Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung in Frage kommt, können die bestehenden Heizkörper nachgerüstet oder durch Niedertemperaturheizkörper ersetzt werden. Zudem sollte die Immobilie vor der Errichtung der Wärmepumpenanlage so gut wie möglich thermisch saniert werden. Eine weitere Voraussetzung: es müssen ausreichend Wärmequellen wie Solarenergie, Grundwasser, Erdwärmesonden oder Abwärme (z.B. aus einer Kühlung) vorhanden sein.
Eine beliebte Alternative zur Gasheizung (und auch die am höchsten geförderte) stellt die Umstellung auf Nah- oder Fernwärme dar. Diese Heizalternative ist umweltfreundlich, versorgungssicher, leistbar und bequem. Rund ein Viertel aller Wohnungen in Österreich wird bereits mit Nah- und Fernwärme beheizt. Laut Wiener Wohnen sind von den rund 220.000 Gemeindewohnungen in Wien bereits mehr als die Hälfte auf Fernwärme umgestellt. Ein Neuanschluss an das Fernwärmenetz ist allerdings relativ teuer; zwar hängen die exakten Kosten von der Entfernung zum bestehenden Fernwärme-Netz ab und sind daher je Liegenschaft ganz individuell zu berechnen; selbst wenn der Weg zum nächsten Knotenpunkt nicht weit ist, —kostet der Anschluss aber erfahrungsgemäß kaum unter EUR 100.000 bis EUR 200.000 je Liegenschaft. Diese Investitionskosten erscheinen relativ hoch im Vergleich zu anderen Heizungssystemen. Langfristig gesehen, gleichen sich diese Kosten durch den effizienteren Verbrauch von Wärme und den niedrigeren Heizkosten der Fernwärme wieder aus.
Leider wird ein großer Teil der Fernwärme in größeren Städten noch immer aus fossilen Quellen bezogen. Zukünftig wird das Angebot an erneuerbarer Fernwärme in Städten davon anhängen, in welchem Ausmaß Biomasseheizkraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung errichtet werden können (um den Strombedarf im Winter zu decken).
Welche Förderungen gibt es?
Die Stadt Wien fördert die Errichtung und die Umstellung oder Nachrüstung von hocheffizienten Heizungsanlagen, die mit erneuerbaren Energieträgern oder mit Fernwärme betrieben werden. Zusätzlich zur Förderung der Stadt Wien kann man die „Raus aus Öl und Gas“ Förderung des Bundes beantragen. Details zur Förderung finden Sie hier: Raus aus Öl und Gas für Private 2021/2022 - Mehrgeschoßiger Wohnbau.
Im Rahmen der Förderungsaktion sind ausschließlich Heizungsanlagen mit einer thermischen Leistung unter 100 kW förderungsfähig. Wesentlich für die Wahl des neuen Heizungssystems ist die Anschlussmöglichkeit an ein hocheffizientes Nah-/Fernwärmenetz. Ist dies gegeben, kann der Anschluss daran gefördert werden. Ist dies nicht möglich, kann wahlweise ein Pellets- bzw. Holzzentralheizungsgerät oder ein Wärmepumpe-System gefördert werden.
Die Förderung wird mit einem Pauschalsatz anhand der Nennwärmeleistung berechnet und ist mit 35 % der förderungsfähigen Kosten gedeckelt. Die förderungsfähigen Kosten umfassen die Kosten für das Material, die Montage sowie Planungskosten. Die Demontage- und Entsorgungskosten für außer Betrieb genommene Kessel und Tankanlagen sind ebenso förderungsfähig. Die Heizungsanlage muss von einer befugten Fachkraft fach- und normgerecht installiert werden. Anlagen, die in Eigenregie errichtet werden, sind somit von der Förderungsaktion ausgeschlossen. Bei gleichzeitiger Umsetzung einer thermischen Solaranlage kann zusätzlich ein Solarbonus vergeben werden.